Shining

Originaltitel:
The Shining
Autor:
Stephen King
Genre:
Horror
Umfang:
624 Seiten
Release:
Aufl. 2013 (30.04.1985)
Verlag:
Bastei Lübbe

Ein unsterblicher Klassiker.
Shining ist eines der bekanntesten Büchern Stephen Kings. Das ist nicht nur der erfolgreichen Verfilmung durch Stanley Kubrick geschuldet (Film: „The Shining“, GB 1980), sondern in erster Linie seiner herausragenden Qualität.

Jack Torrance, ein alkoholabhängiger Lehrer, will sein erstes Buch zu Ende schreiben. Dafür bewirbt er sich um eine Stelle als Hausmeister in einem Hotel, in dem er mit seiner Frau und seinem Sohn den Winter über abgeschieden arbeiten kann. Sein Sohn Danny hat das Shining, von dem seine Eltern nichts wissen. Unwillkürlich bekommt er Visionen, die ihn in Zukunft und Vergangenheit schauen lassen. Neben ihrem spontanen Auftreten präsentieren ihm diese Visionen keine realistischen, sondern wahnhafte Versionen der kommenden und vergangenen Ereignisse.

Zwei Stränge treiben die Handlung voran: Jacks Beschreibungen und die seines Sohnes Danny. In einigen Passagen wird das Geschehen aber aus der Sicht von Dannys Mutter und einem anderen Hotelangestellten geschildert. Während der erste Teil des Buches die Eheprobleme Jacks und seiner Frau, sowie sein von Jähzorn und Alkoholismus geprägtes Verhältnis zu seinem Sohn beschreibt, spielt der zweite Teil ausschließlich in dem einsamen Hotel. Jacks Alkoholsucht treibt ihn dort zunehmend in den Wahnsinn. Vollkommen von der Aussenwelt isoliert, verändert er sich jeden Tag ein wenig mehr, bis er zur unberechenbaren Gefahr für seine Frau und seinen Sohn wird. Das Kammerspiel wird dann ausgeweitet, wenn zu der Familie die Geister verstorbener Gäste hinzukommen. Nicht nur Jack, den die Toten erst zum Trinken, dann zum Töten animieren, sondern auch Danny wird von ihnen verfolgt.

Der ständige Wechsel zwischen der Opfer- und Täterperspektive ist unglaublich intensiv, vor allem, da Täter und Opfer auch Vater und Sohn sind. Die Geistergeschichte ist lediglich ein Deckmantel für die eigentlichen Themen, nämlich Kindesmisshandlung, Alkoholismus und die Angst vor Verantwortung. Nicht umsonst schrieb Stephen King in seiner Autobiographie „Das Leben und das Schreiben“ (Ullstein), dass es sich bei Jack Torrance um ihn selbst gehandelt habe. King als Alkoholiker musste sich plötzlich um eine Familie kümmern, obwohl er sich selbst nicht im Griff hatte. Die Angst davor, bei dieser Aufgabe zu versagen, wird hier verarbeitet.

Das soll aber nicht heissen, dass es sich bei Shining um einen autobiographischen Roman handelt. Es ist genau die Mischung aus realen Ängsten und gutem Horror, die dieses Werk so stark macht. Die Geistererscheinungen sind dermaßen intensiv, sodass man jede kindliche Vorstellung von einer Spukgeschichte verwirft – denn diese hier ist richtig gruselig. Ohne Unmengen von Blut wird hier eine Form der Gewalt dargestellt, die sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene erschreckend ist. Wenn Jack an der Bar von dem Geist des alten Hausmeisters mit Schnaps bewirtet wird und dieser sagt, Jack solle sich um seine Familie „kümmern“, geht es einem durch Mark und Bein.

Der sehr ruhige und intensive Roman entspricht in Sachen Tempo und Gewaltdarstellung nicht den gängigen Standards. Das ist aber auch gut so. Die Reise in das verschneite Hotel als Reise in die eigenen Abgründe, dorthin, wo man von seinen Schwächen übermannt und sich selber fremd wird – all das wurde hier großartig umgesetzt. Shining ist ein Klassiker, nicht nur ein Meilenstein im Horrorgenre, sondern auch ein beklemmendes Werk, das einem nahe geht.