1.05.2012 / 16:01 Uhr

Julien Maury & Alexandre Bustillo im Interview über Livid und Inside

Julien Maury und Alexandre BustilloAm 10. Mai 2012 erscheint Livid, der neue Streifen von den Inside-Machern Alexandre Bustillo und Julien Maury. Livid hat von der FSK eine Freigabe ab 16 erhalten und wird mit einem FSK 18 Label im Handel stehen. Natürlich erwarten die Fans von den beiden Filmemachern, welche mit Inside einen der härtesten Horrorfilme aus Frankreich gedreht haben, welcher sogar beschlagnahmt wurde, dass es auch in Livid hart hergehen wird. Der Streifen ist allerdings eher ein Fantasyfilm mit Gruselelementen und wider den Erwartungen kein brutaler Splatterfilm.

Wir hatten nun das Vergnügen, die beiden Franzosen in einem Interview über Livid, Inside und ihre Arbeit als Filmemacher zu befragen.

Seit eurem letzten Film sind bereits 4 Jahre vergangen, warum hat es so lange gedauert, bis ihr euren zweiten Film Livid gedreht habt?

Es gab verschiedene Gründe, wieso es so lange gedauert hat. Einerseits haben wir an einigen Projekten gearbeitet, welche letztlich nicht das Licht der Welt erblickt haben. Zum Beispiel haben wir für Dimension die Remakes von Hellraiser und Halloween 2 geschrieben und außerdem haben wir in Frankreich 2 Jahre in ein Abenteuer-Survival gesteckt. Aber diese Projekte waren allesamt nicht erfolgreich. Dann haben wir uns an die Arbeit gemacht und Livid geschrieben, was aber erneut sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte, weil es in Frankreich sehr schwierig ist Horrorfilme zu realisieren. Hier interessiert sich niemand dafür...

Wie kam es zu der Story von Livid? Gab es Einflüsse aus anderen Filmen oder aus eurem eigenen Leben?

Es fing damit an, dass wir die Nase davon voll hatten, ständig realistische Horrorfilme aus Frankreich zu sehen (unser Film Inside mit inbegriffen) und keine richtigen Fantasyfilme. Wir sind große Fans von allen Subgenres und besonders von Filmen, welche die Vorstellungskraft der Zuschauer benutzen. Also haben wir uns dazu entschieden, diesen Weg zu erforschen. Livid ist unser Tribut und unsere Liebeserklärung an Old-School Fantasyfilme, welche ihre Zeit gebraucht haben, um eine Stimmung zu erzeugen. Die Hammer Filme sind das beste Beispiel dafür!

Livid hatte ein riesiges Potential dafür ein großartiger Gruselfilm zu werden und deshalb war es fast schon schade, dass es immer wieder um die Fantasy-Geschichte mit der Mutter und ihrer Ballerinas ging. Warum habt ihr euch dazu entschieden, diesen Mix aus Fantasy und Grusel zu machen und euch nicht nur auf eines der zwei fokussiert?

Es war nie unsere Absicht einen Gruselfilm zu drehen, wir haben den Film immer als eine melancholische Geschichte, gemischt mit makaberer Poetrie präsentiert. Und wie in allen Märchen gibt es erschreckende Elemente, aber das ist nicht das Herz der Geschichte. Und die Mischung mit der Welt des klassischen Ballet erschien uns sehr passend, weil dies auch eine grausame Welt ist. Also wie auch in Inside haben wir eine Mixtur aus unpassenden Welten gemacht: Dort haben wir die Schwangerschaft mit extremer Gewalt gemischt, und in Livid die Tanzwelt mit Vampirismus, Taxidermie und Zauberei!

In Deutschland ist Inside beschlagnahmt worden und Livid wurde mit FSK 16 eingestuft. Könnt ihr diese enorme Spanne der Freigabeunterschiede nachvollziehen?

Die zwei Filme haben nicht das gleiche Level von Gewalt, also ist es normal, dass Livid eine niedrigere Einstufung hat als Inside. Allerdings ist die deutsche Einstufung ziemlich hart, in Frankreich wurde Inside ab 16 und Livid ab 12 freigegeben. Ich glaube nicht, dass heutzutage, in Zeiten des Internets, ein großer Unterschied zwischen der Toleranzgrenze der deutschen und der französischen Jugend ist. Aber was uns wirklich bei Inside geschockt hat, ist, dass die deutsche DVD Version zensiert wurde, alle Szenen mit Gewalt wurden einfach rausgeschnitten! So blieb unterm Strich lediglich etwas mehr als ein Kurzfilm übrig und diejenigen, die den Film so gesehen haben, müssen wirklich enttäuscht gewesen sein...

Habt ihr euch denn bei der Arbeit an euren beiden Filmen an irgendwelche Richtlinien für Gore oder die Darstellung von Gewalt gehalten oder konntet ihr machen, was ihr wollt?

Bei den beiden Filmen hatten wir keinerlei Einschränkungen oder Regeln. Wir haben das Level von Gore und der Darstellung von Gewalt an die Storys beider Filme einzeln angepasst. Bei Inside meinten unsere Produzenten zu uns sogar, dass wir in Sachen Gore noch nicht weit genug gegangen sind... Bei Livid wollten wir eine dunkle Fantasygeschichte erzählen, deshalb sollte es auch keine Gore-Orgie geben!

Wie sieht eure Zusammenarbeit aus? Ergänzt ihr euch gegenseitig?

Ja, wir ergänzen uns wirklich gegenseitig, aber wichtiger ist noch, dass wir uns gegenseitig völliges Vertrauen schenken! Wir machen alles gemeinsam, von den Vorbereitungen bis zum Schnitt. Wir haben keine Rollen - der eine mehr im technischen Bereich und der andere mehr im künstlerischen Bereich - wir wechseln uns je nach Situation ab aber wir wissen auch, dass wenn einer von uns eine Anweisung gibt, dass sie auf jeden Fall richtig und gut ist. Auf alle Fälle ist es ein riesen Vorteil zu zweit zu sein, wir können "guter Cop, böser Cop" spielen wenn nötig, wir können uns aufeinander verlassen und noch viel wichtiger: Wir können schneller drehen!

Gab es denn jemals Meinungsverschiedenheiten zwischen euch während der Arbeit an Inside und Livid? Und wenn ja, wie schafft ihr diese aus der Welt?

In den nun schon sieben Jahren, in denen wir zusammenarbeiten, haben wir noch keine einzige Auseinandersetzung gehabt. Wir haben zwei Körper, aber ein Gehirn... Am Set sprechen wir mit einer Stimme weil wir uns auf den Dreh sehr gut und lange vorbereiten.

Habt ihr bereits weitere Projekte in Planung, von denen ihr euren Fans erzählen könnt?

Wir sind immernoch dabei Projekte gemeinsam zu entwickeln und das wird sich auch nicht so schnell ändern, aber es ist noch etwas zu früh um genaueres zu sagen. Wir haben vor Kurzem zwei neue Scripte fertiggestellt und schauen nun, ob sich dafür jemand in Frankreich oder anderswo interessiert. Es ist immernoch genau so, wie vor vier Jahren - wir bevorzugen es, unsere eigenen Storys umzusetzen (weil wir eine Menge Ideen im Kopf haben), aber wenn wir ein gutes und für uns interessantes Script erhalten, dann sind wir bereit, egal ob hier oder in den Vereinigten Staaten. Aber egal, was unser nächsten Projekt sein wird, es wird auf alle Fälle ein Genrefilm sein!