6.04.2020 / 20:38 Uhr

Corona und der Horror in Einsamkeit

Die gegenwärtige Lage zwingt uns alle in ein abgeschiedenes, oftmals einsames Leben. Nicht Freizeit, Urlaub oder etwa die Schonung der Umwelt stehen im Vordergrund, sondern die Frage, wie wir unser Leben nun gestalten sollen. Denn die derzeitige Situation bringt bei so manchem Probleme zum Vorschein, die er oder sie im Alltag stets hatte unterdrücken können. So stieg zuletzt die Zahl der häuslichen Gewaltdelikte in Deutschland sprunghaft an, die Scheidungsraten stiegen und Ärzte warnen allgemein davor, dass mehr Menschen durch Inaktivität und Depression sterben könnten als durch Corona.
Somit bleibt die Frage: Bringt Corona das Schlechte in uns zum Vorschein? Und wie konnte es soweit kommen?

Von der Fledermaus bis in die ganze Welt

Im Dezember vergangenen Jahres machte eine eher seltsame Meldung die Runde. Ein Mann in China schien eine Fledermaus verspeist und sich dabei einen neuartigen Virus eingefangen zu haben. In der Provinz Wuhan im Zentrum Chinas erkrankten nun mehrere Menschen an diesem Virus, denn es verbreitete sich schnell. Der Austausch von Flüssigkeiten und auch ausgeatmeter Luft reichen aus, um einen gesunden Menschen mit COVID-19, das weitläufig als Corona bekannt ist, zu infizieren. In einer globalisierten Welt, in der Menschen über den ganzen Globus reisen, um Geschäfte zu tätigen und Urlaub zu machen, konnte sich dieses Virus denkbar schnell ausbreiten.

Da ein Großteil der Infektionen problemlos verliefen, schien es erst einmal keinen Grund zur Panik zu geben. Doch das sind, nach neustem Stand, nur 80 Prozent der Fälle. 20 Prozent verlaufen schwer, 7 Prozent sogar kritisch bis tödlich. Bei einer Infektion, die bis zu 7 von 10 Leuten pro Land (etwa in Deutschland) treffen soll, ist das dramatisch. Beispielsweise in den USA gehen Forscher davon aus, dass bis zu 240.000 Menschen an den Folgen des Virus sterben werden, trotz aller Bemühungen.

Derweil wurden in Italien Leichen schon vom Militär abtransportiert, in Ecuador stehen Särge auf den Straßen, die keiner abholen will, und viele Beerdigungen werden ohne die Angehörigen der Verstorbenen vollzogen, weil man Angst hat, sich durch die Leichen zu infizieren.

Die allgemeine Hoffnung ist, dass dieses Virus entweder seinen Impfstoff findet, oder eine besonders große Menge an Menschen immun dagegen wird. Denn ein Lichtblick bleibt: Menschen, die an dem Virus erkranken, können innerhalb von zwei Wochen daran genesen und sind danach immun. Wenn alles gut läuft.

Was wird kommen?

Die Globalisierung wird nie mehr so sein, wie sie einmal war. Auch der interkontinentale Urlaub wird eingeschränkt, und zwischen den Ländern wird ein neues, tiefgreifendes Misstrauen entstehen.

Und am Schlimmsten ist wohl die Vereinsamung hunderttausender Menschen, die sich nun in ihr eigenes Heim zwängen müssen. Grässliche Nachrichten kursieren in den sozialen Medien. Familienväter und -Mütter seien wahnsinnig geworden und hätten ihre Kinder ermordet, tollwütig erscheinende Jugendliche Coronaparties gefeiert und damit in Berlin auf einen Schlag über 40 Leute infiziert, Einkäufer würden Kassierer anspucken, wenn ihnen etwas gegen den Strich ginge.

Die Coronakrise ist keine direkt tödliche Pandemie, auch die Zombieapokalypse bleibt wohl aus. Doch zeigt sich hier das Wesen frustrierter und isolierter Menschen auf eindrucksvoll-schaurige Weise. Keine Sorge, wenn man je auf den Zeitpunkt gewartet hat, an dem man die Menschen um sich herum besonders gut kennen lernen würde — jetzt ist er gekommen.

Hoffnung im Chaos

Man wird böse, gemeine Überraschungen erleben und diejenigen, die man zu kennen glaubte, neu entdecken. Es bleibt zu hoffen, dass diese düstere Episode dieses neuen Jahrzehnts bald vorübergehen wird. Es bleibt sogar noch viel mehr zu hoffen, dass wir hier auch etwas Güte erleben, und sich Teile unserer Gesellschaft als so hilfsbereit und liebend zeigen, wie wir sie uns wünschen!

In diesem Sinne wünschen wir einen schnellen und vor allem coronafreien Verlauf der Krise!


Wer in einer schwierigen Situation Hilfe oder Ratschläge benötigt, findet bei der TelefonSeelsorge rund um die Uhr einen Menschen mit einem offenen Ohr.