28.10.2018 / 11:32 Uhr

Der Samhain-Kult: Eine Halloweengeschichte

Heute wird Halloween als fröhliches Fest gefeiert, doch der Ursprung ist weitaus ernster.
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Halloween wird den meisten Horrorfans als ein eher gemütliches Fest präsentiert. Süßigkeiten, schaurige Filme (wir freuen uns riesig auf den tausendsten „Halloween“, der dieses Jahr erschienen ist), kaputte Kürbisse und fremde Kinder vor der Haustür — viel mehr ist von dem Kult nicht geblieben. Doch anstatt auf diese Tim Burton Karikatur eines heidnischen Brauches hereinzufallen, sollten wir diesem selbst auf den Grund gehen!

Der hallow eve war schon in vorchristlicher Zeit ein jährlich stattfindendes Fest, bei dem der Übergang der hellen Hälfte des Jahres in die dunkle Hälfte gefeiert wurde. Anders als unsere Vorfahren, die auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands die Sommersonnenwende am 21. Juni feierten, taten die Kelten auf der Irischen Insel dies gut vier Monate später. Sogar vor der Ankunft keltischer Völker in Irland soll der Kult gefeiert worden sein. Der „Mound of the Hostages“, ein aufgetragener Berg namens Tara, wurde schon vor 5000 Jahren als Kultstätte für Samhain genutzt.

Doch von einem ausgelassen Fest kann hier wohl kaum die Rede sein. Die Kelten und die Völker vor ihnen glaubten nämlich, anders als die Germanen, dass die Grenze zwischen der Ober- und der Unterwelt am Samhain am dünnsten wäre. Sogar so dünn, dass Geister aus der Unterwelt sie übertreten könnten, um die Lebenden heimzusuchen.

Es ist wohl auch der Grund dafür, dass man heute noch auf fast allen irischen Feldern einen einzelnen gepflanzten Baum vorfindet. Bäume sollten ihre Wurzeln tief schlagen und damit die Grenze beider Welten verstärken. Gerüchten zufolge liegt dem ein vor mehr als 2000 Jahren ausgetragener Kampf zweier keltischer Clans zugrunde. Die Sieger fürchteten sich derart vor den, obgleich besiegten, Gegnern, dass sie Ihnen die Rückkehr aus der Unterwelt verbieten mussten.

Einst sollten schrille Halloween-Partys und Kostüme die bösen Geister fern halten.
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Gleichzeitig sah man Samhain als besondere Gelegenheit an, verstorbene Familienmitglieder mit Opfergaben und der Einladung zu sich nach Hause zu ehren — wann denn sonst, wenn nicht an diesem Tag? Auch versuchte man, böse Geister mit Verkleidungen und schrillen Feiern von sich fernzuhalten. Eine irrige Logik, doch sich als böser Geist zu verkleiden bedeutete gleichzeitig, diesen zu erschrecken!

Weit verbreitet ist allerdings die Ansicht, dass weniger die Angst vor Geistern, als die vor dem einsetzenden Winter die Menschen dazu bewogen hat, Samhain zu feiern. Im Angesicht der schwächer werdenden Sonne entfachten sie nämlich ein riesiges Feuer. Feuer als Symbol für den Überlebenswillen der Bewohner einer rauen Landschaft, ähnlich wie die Feuer zur Sommer- und Wintersonnenwende der Germanen und Balten. Es ist noch keine Lust am Horror zu spüren in dieser grauen Vorzeit, dafür umso mehr der Wille, sich gegen den sich anschleichenden Tod zu behaupten.

Egal, welche Transformationen dieses Fest durchlaufen hat — es gibt Geistergeschichten über seltsame Boote, die nachts am Strand auftauchen und deren fürchterliche Besatzungen Jagd auf friedliche Fischer machten, dann wiederum über Momente an Samhain, in denen man in die Zukunft sehen könne — Samhain sollte den Menschen Mut machen, vor dem Winter, dem Tod und den Verstorbenen.