Review
Ein abgelegenes Dorf, eine untote Gräfin und eine Ex-Fünfkämpferin, die plötzlich wieder rennen, kämpfen und überleben muss – The Bitter Taste ist ein Film, der sich nicht zwischen Grusel, Thriller und Splatter entscheiden will – und das ist auch gut so. Was als teilweise etwas träge Mystery-Jagd beginnt, endet in einem höllisch blutigen Überlebenskampf, Schwertduellen und dampfender Retro-Züge. Klingt drüber? Ist es auch – aber mit deutlich erkennbarer Hingabe.
Man merkt dem Film sein kleines Budget an, doch was die Macher rausholen, verdient Respekt. Die Kameraarbeit – vor allem im überragend inszenierten Finale – bringt Bilder auf die Leinwand, die sich hinter größeren Produktionen nicht verstecken müssen. Der Splatter sitzt, das Creature-Design ist äußerst ansprechen, und die Kamera immer ganz nah dabei. Der Soundtrack? Liebevoll und ambitioniert – allerdings nicht immer passend, wenn es um ruhige Storypassagen geht. Und ja: Wenn Nicht-Muttersprachler auf Englisch spielen, merkt man das – gerade bei den eher durchschnittlichen Schauspielern.
Die Heldinnen sind vielseitig, actionerprobt und klischeebefreit. Eine knallharte Polizistin, eine vernarbte Sportlerin, eine gruselige Gräfin – hier regieren die Frauen, und zwar nicht nur als Opfer. Die Inspiration durch die Legende von Elisabeth Bathory passt da wie die Axt aufs Opfer. Dass der Film obendrein noch auf echten Schlössern und in alten Bergwerken gedreht wurde, gibt dem Ganzen eine angenehm kalte Authentizität.
Fazit: The Bitter Taste ist kein Hochglanz-Horror, sondern ein Herzensprojekt mit Ecken und Kanten und wurde definitiv von einem Cinephilen gedreht. Wer sich durch den etwas zähen Anfang kämpft, erwartet im letzten Drittel ein Splatter-Fest, das Genrefans die Augen leuchten lässt. Kein Film für jeden – aber ganz sicher einer für alle, die wissen wollen, was passiert, wenn Bathory auf Survival Horror trifft während Mando Diao den Soundtrack liefert.