Review
2006 haben uns Mitchell Altieri und Phil Flores (die unter dem vielversprechenden Synonym „The Butcher Brothers“ arbeiten) zum ersten Mal mit der brutalen aber dennoch sympathischen Vampirfamilie The Hamiltons, bekannt gemacht.
Damals hat die Familie versucht, das Leben in einem amerikanischen Vorort zu genießen, was gründlich schief gelaufen ist. Eine Namensänderung später (jetzt sind sie The Thompsons) und ein paar tausend Kilometer weiter, befindet sich die Familie, bestehend aus fünf Geschwistern, in London, und wird dort in einen wahren Clankrieg mit einer anderen Vampirfamilie verwickelt.
Wie man schon aus der groben Storyline erahnen kann, handelt es sich bei The Thompsons nicht um eine 08/15 Vampir-Story, sondern es wird wieder einmal versucht eine andere, menschlichere Facette des „Vampirseins“ zu beleuchten. Das dieses Konzept funktioniert, haben unter anderem Twilight, Let Me In und die vermeintliche Inspirationsquelle True Blood, gezeigt.
Die Blutsauger bleiben zwar noch Blutsauger, aber das ist auch schon das einzige Klischee welches bedient wird. Angst vor Tageslicht? Fehlanzeige! Kein Schatten und auf Überwachungskameras nicht zu sehen? Nö. Nur auf bestimmte Weise (Holzpfahl) zu töten? Auch nicht! Aber seien wir uns mal ehrlich, diese vor Ewigkeiten eingeführten Regeln sind doch sowieso schon überholt und die neuen Vampire machen einfach mehr Spaß. An dieser Stelle, mit der Definition und Zeichnung der Charaktere, punktet der Film. Hier zeigen die Filmemacher Mut der belohnt wird. Die Schauspieler bedanken sich dabei mit durchwegs ordentlichen Leistungen, vor allem die fünf Geschwister können überzeugen, wobei Hauptdarsteller Cory Knauf hervorzuheben ist.
The Thompsons startet furios und zieht den Zuseher von der ersten Minute an in den Bann. Hier wird nicht mit Action oder Blut gespart, es spritzt und fließt aus allen Kanälen. Der Protagonist (das Mittelkind und der Sympathieträger Francis) führt uns in das Geschehen ein. Geschickt erzählen die Regisseure den Prolog und bringen den Zuseher auf den benötigten Wissenstand. Hier stimmt wirklich alles, Musik, Schnitt, Erzählstruktur und natürlich die Bilder, ein ganz starker Beginn der Lust auf mehr macht.
Leider kann diese Qualität nicht über die gesamte, sowieso schon sehr geringe Laufzeit, gehalten werden. Der Grund dafür kann auch schnell gefunden werden: Die zweite Vampirfamilie, The Stuarts, können an Originalität, Vielschichtigkeit und Faszination überhaupt nicht mit dem titelgebenden Clan mithalten. Viel zu vorhersehbar, plump und eindeutig sind ihre Absichten und Pläne. Hier wird ein viel zu starkes schwarz/weiß Bild gezeichnet, wodurch der Film sehr viel des zu Beginn aufgebauten Spaßfaktors wieder einbüßt.
Von unterhaltsamen, originellem Splatter der das Horrorherz höher schlagen lässt, wird zu überzeichnetem, konstruiertem Familiendrama gewechselt, in welchem unbedingt die eigene Blutlinie weitergegeben werden soll. Naja.
Fazit: Licht und Schatten. Ein großteils origineller, interessanter Vampirfilm, der nach einem guten Beginn das Zeug zu viel mehr gehabt hätte. Leider werden dann die erzählerischen Schwerpunkte falsch verteilt, was jedoch den kreativen und technisch sehr gut umgesetzten Action/Splatter-Szenen keinen Abbruch tut. Wer Vampire mag, sollte einen Blick riskieren.