Review
Mit seinem Film RAW – Der Fluch der Grete Müller konnte Marcel Walz vergangenes Jahr trotz weniger eigener Ideen einen kleinen Meilenstein des deutschen Found Footage Films setzen und verkaufte wohl gut genug, um bei den geringen Produktionskosten einen zweiten Teil drehen zu können um die Geschichte rund um die Grete Müller weiter auszubauen.
Nun, ein Jahr später, erscheint dieser zweite Teil unter dem Namen „Das Tagebuch der Grete Müller“, welchen wir ohne den Spaß vorweg nehmen zu wollen nicht wirklich verstehen. Der zweite Film hat nämlich nun rein gar nichts mehr mit Grete Müller zu tun, und noch weniger mit einem Tagebuch. Aber wen stört das schon…
Die einzige Überlebende aus Teil 1 videodokumentiert ihren Alltag, was dem Zuschauer ermöglicht die Geschehnisse erneut im Found Footage Stil mitzuverfolgen. Dabei wird schnell klar, sie ist noch nicht außer Gefahr und wird weiterhin von einem Monster verfolgt. In der ersten Hälfte des Films wird uns dies in Paranormal Activity ähnlicher Kameraposition über dem Bett der Hauptdarstellerin in Nachtaufnahmen gezeigt. Spannung und Grusel kommen hierbei leider noch keine auf, wahrscheinlich stört die permanente Musikuntermalung, welche den Zuschauer bei einem Film dieses Genres eher von den Charakteren entfernt, als sie näher zueinander bringt – man ist nicht wirklich mittendrin, sondern nur dabei.
Im weiteren Verlauf des Films wird unsere Hauptdarstellerin dazu gebracht erneut in den Wald zu fahren, in dem sie ihre Freunde verlor. Dabei ist sie nicht alleine, sondern wird von neuen Personen, welche mit Kameras ausgerüstet sind, begleitet. Man ahnt schnell, dass dies zum wiederholten Male in einer Hetzjagd durch den dunklen Wald endet und bei diesen Erwartungen soll man als Zuschauer nicht enttäuscht werden.
Nach kurzer Zeit sind die einzelnen Darsteller separiert voneinander im Wald verstreut und erleben gruselige Sachen, finden Halb- bis Ganztote oder gehen auch mal selber drauf. Was uns hierbei wieder negativ auffällt ist die konsequent nervige Musikuntermalung, die dem Wald seine gruselige Stille entzieht. Ein taktvollerer Einsatz mit dezenteren Tönen hätte stärker wirken können und weniger abgelenkt. Wenn ihr euch diesen Film anschaut werdet ihr verstehen, was ich meine.
Wenn man von den Audio-Problemen absieht kann RAW 2 – Das Tagebuch der Grete Müller die Reihe jedoch gelungen fortführen. Die Story wird ordentlich ausgedehnt und bekommt mehr sinnvolle und nachvollziehbare Tiefe, was dem Ganzen etwas mehr Pfeffer verleiht – kleinere sinnfreie Passagen des Films kann man darum auch mal unter den Tisch fallen lassen. Letztlich bietet die Geschichte sogar einen gekonnten Twist, wie wir ihn nicht erwartet hätten.
Die Schauspieler werden im Vergleich zu Teil 1 etwas besser, wirken allerdings immer noch etwas zu unglaubwürdig beziehungsweise gespielt. Was beim Charakterdesign etwas schlürfte (Marcel Walz setzt in diesem Film einfache Schauspieler für einfache Rollen ein) wurde jedoch bei dem [Spoiler Warnung] Monster wieder rausgeholt. In RAW 2 erleben wir ein großartiges Creature-Design, das auf niedrigsten Mitteln basiert aber dennoch schockierende Wirkung zeigen kann. Als Beispiel die, wie ich finde, verdammt coole Szene auf der Brücke.
Insgesamt ist RAW 2 – Das Tagebuch der Grete Müller eine akzeptable Fortsetzung, die zwar weniger Grusel anzubieten hat, aber mit einer besseren Story durchaus zu unterhalten weiß. Dazu kommen einzelne spannend und schockierend wirkende Einstellungen, welche wir so nicht erwartet hätten.